Borsigwalde.eu - BORSIGWALDE - DAMALS UND HEUTE

                                                                         Ernststraße 1922

         

           Bildausschnitt 

                                                                              Ernststraße 2010

       

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                                          "Sportler Eck" Schubartstraße 47, Ecke Ernststraße 68

In den Räumen war schon von Anfang an eine Gastwirtschaft, die um 1910 Jaschinski, später Kallus und Engelmann, in den 30ér und 40ér  Schwesig gehörte und früher "Borsigwalder Bierhallen" hieß. Ab 1947? Sportler-Eck, Scholz, ab 1988 Czajka.

        

                                                          "Borsigwalder Bierhallen" um 1930

                                 

                                In der "Nord-Berliner Tagespost" wurde am 2.2.1933 gemeldet:

"Ein unerhörter Überfall wurde gestern abend gegen 11 Uhr auf das Lokal Sch. in der Ernststraße verübt. Zwei unbekannt entkommene Täter feuerten auf das als Kommunistisches Verkehrslokal bekannte Restaurant insgesammt neun Schüsse ab, von denen sechs in die Fenster einschlugen. Der Gastwirt wurde durch einen Streifschuß an der Hand verletzt. Obwohl das Gelände sofort durch Überfallkommando und Revierbeamte abgesucht wurde, gelang es nicht die Burschen zu fassen"                                                                                                                                      Quelle: Borsigwalde- einst und jetzt - Wohnen und Industrie - von Klaus Schlickeiser 

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                                                       Gruss vom Borsigwalder Erntefest 1903

       

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                                              Ernststraße 67, Ecke Schubartstraße 51, um 1959

        

                                                        Ernststraße, Ecke Schubartstraße 2010

                                    

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                                                             Holzhauser Straße 72 um 1910

                 

Hier steht umgeben von Gewerbebauten ein auffälliges einzelnes viergeschossiges Wohnhaus,
das ursprünglich zu einer Fabrikanlage gehörte und als einziges Gebäude der Gesamtanlage übrig geblieben ist.

Dieses Wohnhaus (früher Spandauer Straße 117) wurde im Jahre 1905 zusammen mit einer dahinter gelegenen umfangreichen Fabrikanlage von der "Zimmermann & Buchloh Aktiengesellschaft" errichtet.Die Fassade des Wohnhauses war einst mit Stuckteilen verziert und trug etwa in der Mitte einen über das Dach hinausragenden Ziergiebel. Nach dem 2. Weltkrieg verlor die Fassade den Stück und den Giebel.Auch der frühere Vorgarten ist zugunsten einer Straßenverbreiterung beseitigt worden. Dieses Haus ist insofern bemerkenswert, als hier im Erdgeschoß auf der rechten Seite am 8.April 1908 das Postamt von "Borsigwalde bei Berlin" eingerichtet wurde.
Der Postbote Julius Knipper war eine in Borsigwalde wohlbekannte Persönlichkeit; er brachte es durch Sparsamkeit zu einen eigenen Betrieb und wurde Bauherr im Ort: "Als Postbote bezog Knipper 1913 ein Jahreseinkommen von etwa 1.200 Mark. Er bewohnte damals in der Räuschstraße 13 eine Wohnung mit zwei Stuben und Küche, für die er 24,- Mark Monatsmiete zahlte. Zur erziehlung kleinerer Nebeneinnahmen hatte er Betten an vier Schlafburschen vermietet, d.h. an alleinstehende Arbeiter, die sich kein möbliertes Zimmer als Untermieter, sondern nur eine Schlafgelegenheit mit Frühstückskaffee leisten konnten; die Aufnahme solcher Schlafburschen war damals in Berlin weit verbreitet.
Knippers Familie mußte sich entsprechend einschränken. Ferner pachtet Knipper das Grundstück an der Ecke Schubartstraße 1-7 / Holzhauser Straße 87 bis zum Jahr 1920, als dort Wohnhäuser errichtet wurden. Auf diesem Grundstück zog er Salat und hielt Ziegen. Den Salat und die Ziegenmilch verkaufte er an die Borsigwalder Hausfrauen. Da er sehr sparsam wirtschaftete, konnte er bereits im Jahre 1913 für 4.500,- Mark das Grundstück Schubartstraße 42 von der Borsigwalder Terraingesellschaft erwerben und im selben Jahr mit einem kleinen Wohn-und Stallgebäude bebauen,
in dem er eine Molkerei einreichtet. 1933 ließ er auf diesem Grundstück das große Miethaus an der Straße errichten.
Er starb 1962."                                                                                                                                          

                                            "Zimmermann & Buchloh Aktiengesellschaft" 1908

              

Das Fabrikgebäude "Zimmermann & Buchloh"
"Zimmermann & Buchloh Aktiengesellschaft" die sich als Eisenbahnsignal-Bauanstalt und Eisengießerei bezeichnet und vorher Berlin, Uferstraße 6a, ansässig gewesen war.
Sie erwarb im Jahre 1905 als erster Betrieb nach der Gründung Borsigwaldes von der Borsigwalder Terrain-AG ein Grundstück von etwa 14 Morgen (über 35.000 qm) Größe und ließ sogleich eine Fabrikanlage errichten.
Die teilweise zwei und dreigeschossigen, aus roten Klinkern in die damals üblichen neugotischen Fabrikstil erbauten Werksgebäude existieren nicht mehr.

Louis Hempel (in "Borsigwalde 1908")

Das umfangreiche, hübsch angelegte Werk wurde in der außerordentlich kurze Zeit von sechs Monaten aufgebautund in technischer Hinsicht nach den neusten Erfahrungen eingerichtet. Die Ausstattung der Räume, welche den Arbeitern außer der Arbeitszeit dienen, gilt als mustergiltig. Die Firma, welche fast ausschließlich für die Staatsbahn arbeitete,
wurde im Jahre 1878 gegründet und hat sich nach nunmehr dreißigjährigem Bestehen aus kleinsten Anfängen zu einer der ersten Werke ihrer Branche entwickelt. Sie beschäftigt etwa 460 Arbeiter und 80 Beamte.
Die von der Firma hergestellten Sicherungsanlagen für den Zugverkehr auf Strecken und Bahnhöfen genießen Weltruf und haben daher auch im Ausland und den Kolonien bereits Verbreitung gefunden.                                               Quelle: Borsigwalde- einst und jetzt - Wohnen und Industrie - von Klaus Schlickeiser

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                                             Ernststraße 62, Annen-Apotheke ca. 1965

                          

Im Erdgeschoß des Gebäudes befand sich früher eine Gastwirtschaft, zunächst von Zülcke, dann seit etwa 1912 von Strauß, in den 20ér Jahren von Heyder. Hier wurde um 1901 von Borsig-Arbeitern der erste Borsigwalder Männergesangsverein "Concordia" gegründet, der einige Jahre bestand. Ebenso tagten hier der Kleingärtnerverein und verschiedene andere Gruppen. Seit 1927 befindet sich in diesen Räumen die von G. Cohnen gegründete Annen-Apotheke.                                                                                                                                                          Quelle: Borsigwalde- einst und jetzt - Wohnen und Industrie - von Klaus Schlickeiser

                                                    Ernststraße 62, Annen-Apotheke 2010

           

Das dreischossige Mietshaus Ernststraße 62 (früher 5) trug einst über dem unmittelbar an der Straßenecke emporstrebenden Erkervorbau eine runde Haube mit Laterne und Spitze. Neben diesen turmartigen Aufbau erhoben sich zu beiden Straßenseiten hohe geschwungene Giebel, die heute nur noch andeutungsweise vorganden sind. Die Fassaden, besonders die beiden Giebel, waren verziert. Das Haus wurde mit den damals größten Wohnungen Borsigwaldes erbaut, die 3 und 4 Zimmer mit etwa 70 - 115 m² Wohnfläche aufwiesen, wobei sämtliche Wohnungen mit einer Innentoilette und einige sogar mit Bad ausgestattet wurden.               Die Alte Fassade 

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                                                            Conradstraße 1 - 3 um 1909

                                       

Das Haus wurde 1907 von dem Kaufmann Hermann Peter, der in Tegel eine Bierniederlage hatte, nach einem Entwurf des Architekten Karl Loris in repräsentativer Gestaltung erbaut. Die heute glatt verputzten und spitz zulaufenden Dachgiebel waren geschwungen und verziert, die Fassade wies insgesamt einen zurückhaltenden Putzschmuck, insbesondere um die Fenster, sowie Gesimse auf, und über der Straßenecke erhob sich eine mit Dachziegeln gedeckte Kuppel, die von einem Türmchen überragt wurde. Die Mieter des Hauses waren um 1912 meist Arbeiter, aber auch ein Revisor, ein Polizeibeamter und der Borsigwalder Lehrer Pril lebten hier. An der Ecke waren die "Borsigwalder Festsäle", zu denen ein großer Saalbau auf dem Hof gehörte. Als Inhaber der Festsäle führten die Adreßbücher von 1913 den Gastwirt Hohn und seit 1930 den Gastwirt Lehnhard an. In den Saalbau, den einzigen großen Festsaal in Borsigwalde, gelang man durch einen Eingang links neben dem Hauseingang Conradstraße 3. Hier fanden die Bälle des Borsigwalder Fussballvereins Minerva statt, und hier wurden die Stiftungsfeste des Jungfrauen- und Jungmännervereins abgehalten, die stets mit Laien-Theateraufführungen verbunden waren.

"Fräulein Remus, die Leiterin des Christlichen Vereins Junger Mädchen, übte mit den Vereinsmitgliedern das Theaterstück ´Stadt-und Landmädchen´und ein Stück ´Rosenstock, Holderblühn´ein; das waren Reigentänze, bei denen die Teilnehmer köstümiert waren. Einmal wurde aufgeführt ´Was sich junge Mädchen erträumen für ihre Zukunft´. Die Vorstellungen fanden meist im November zum Jahresfest der Frauenhilfe statt.

Auch Veranstaltungen der politischen Parteien wurden hier abgehalten. So existiert eine Einladung des Lehrer Seger,
des Vorsitzenden der Ortsgruppe Borsigwalde der Deutsch-Demokratischen Partei, zur Verfassungsfeier mit Fackelzug und Tanz am 4. August 1928 in den Borsigwalder Festsälen.

"In der Gaststätte Reimann - den Borsigwalder Festsälen - gab das Bezirksamt Reinickendorf in dem kalten Winter 1946/47 warmes Essen an bedürftige alte Leute aus. Das Essen wurde heiss in Kübeln aus der Stadtküche das Bezirksamtes in der Flottenstraße auf einem Lastwagen pünktlich um 12 Uhr geliefert.In der Gaststätte standen drei Frauen bereit, die das Essen ausgaben. Diese Frauen kamen von den Frauengrupper der Parteien.Etwa 80 Leute erhielten hier Essen. Später wurde die Ausgabestelle in das Lokal von Schwesig an der Ecke Conradstraße/Ernststraße verlegt"                                                                                                                                                     Quelle: Borsigwalde- einst und jetzt - Wohnen und Industrie - von Klaus Schlickeiser

                                       Holzhauser Str. 59 2.Etg. Whg. von Lehrer Pirl 1939

           

Blick über den Hof zur Rückseite Sommerfelder Str. / Jacobsenweg. In der Ecke ist der Posthof. Im Vordergrund die Festhalle der Gaststätte Ecke Conradstraße

                                                                 Borsigwalder Festsäle, Albert Jaschinski 1908

                    

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                                                      Ernststraße/Drostestraße 1957

                                             

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                                                                 Räuschstraße um 1915 

                             

                                                          Räuschstraße im Jahr 2008

                                

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                                 Räuschstraße, Ecke Ernststraße um 1920 "Das Hollmichel Haus" 

                                               

                                              Bildausschnitt 

                                                          Räuschstraße, Ecke Ernststraße
In dem Ladengeschäft an der Ecke war zu Anfang ein Drogerie und Kolonialwarengeschäft untergebracht. Eine vor 1910 erschienene Ansichtskarte läßt über den Fenstern des Ladens die Innenschrift "Farben, Seifen, Lichte, Drogerie, Kolonialwaren und den Namen des damaligen Inhabers,"Karl Schink", erkennen. Bereits das Adressbuch von 1913 gibt als Inhaber des Ladens den Kaufmann Hermann Hollmichel an, der im ersten Weltkrieg fiel. Später wurde das Geschäft von Frau Klara Hollmichel und noch nach dem 2. Weltkrieg von deren Tochter. Frau Magarete Kramp, fortgeführt. Die Borsigwalder nannten das Haus nach diesem Laden das "Hollmichel Haus", obwohl es bis in die 30ér Jahre im Eigentum der Firma A. Borsig stand und niemals Hollmichel gehörte. 

                        

Eine Borsigwalderin erzählt:

"Hollmichel war der Süßwarenladen der Borsigwalder Kinder. Dort konnten wir Lakritze kaufen oder Veilchenpastillen. Draußen standen immer die schönen Bonbon-Gläser. Wenn im Laden viel Kundschaft war, haben die Jungs die Deckel der Gläser schnell abgenommen und hineingefaßt"

Nach einstellung des Lebensmittelhandels war hier ein Schuhmachergeschäft. Bis 1984 war in dem Laden der Büromaschinenhandel "Hohmann-Organisationstechnik" untergebracht. Danach bis ca. 1993 die Chemische Reinigung "Lehnard" , seit ca. 1993 nutzt der Zahnarzt Michael Boller die Räume.                                                                  Quelle: Borsigwalde- einst und jetzt - Wohnen und Industrie - von Klaus Schlickeiser

                                                                                        

                                                Räuschstraße, Ecke Ernststraße im Jahr 2008

            

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                                                           Parkanlage Schubartstraße 1925

                            

                                                                  Die Anlage  im Jahr 2008

                               

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                                                                       Klinnerweg ca.1965

        

                                                                                                                                         

                                                                         Klinnerweg 1959

                                                                

                                                                     Der Innenhof um 1950

                                        

                                                    Klinnerweg 12, Blick in den Innenhof 1968

                                                                 

Im Haus Klinnerweg 4 gab es vor dem 2. Weltkrieg ein Lebensmittelgeschäft von Brylka, das durch Bomben zerstört wurde, wobei die Kaufmannsfamilie umkam. Beim Wiederaufbau wurde anstelle des Ladens eine Wohnung errichtet.

Die Häuser 4 - 10 wurden während des 2. Weltkrieges bei einem Luftangriff zerstört, aber 1952 in alter Form wieder aufgebaut.
Über den Wiederaufbau der zerstörten Wohnungen berichtet eine Mieterin:
"Der Häuserblock am Klinnerweg war von Nr. 4-10 ausgebombt.
Von den ersten Häusern standen nur noch die Keller und Reste der Außenmauern.
Das Haus Nr. 10 war ebenfalls nur eine Ruine, stark beschädigt,
die Außenmauern zeigten zentimeterdicke Risse, Fenster,
Türen und die Dachbedeckung fehlten. Die Wohnungen auf der linken Seite hatten noch ihre Fußböden,
jedoch waren die Zwischenwände teilweise eingestürzt. Das Treppenhaus war noch benutzbar,
es fehlte aber das Treppengeländer. Bei den rechts vom Hausflur gelegenen Wohnungen waren die Fußböden durchgebrochen,
so ndaß man die Wohnungen nicht betreten konnte.

Ich kam mit meinem Mann, der bis 1945 bei den Heinkel-Flugzeugwerken in Oranienburg gearbeitet hatte,
und unsere beiden Kinder 1946 nach Berlin, wo wir bei meinen Schwiegereltern am Wedding Unterkunft fanden.
Mein Mann bekam eine Stellung bei der Bewag. Meine Mutter, die schon seit Jahren in der Miraustraße 63b wohnte,
teilte uns mit, daß in den Borsigwalder Gehag-Blöcken immer wieder Wohnungen frei wurden, weil die Mieter Rheinländer,
die bei Borsig oder in einem der umliegenden Industriebetriebe gearbeitet hatten - nach Westdeutschland zurückkehrten.
ich ging zum Wohnungsamt des Bezirks in Alt-Reinickendorf,
um die gesetzliche vorgeschriebene Einweisung in eine der Wohnungen zu erlangen.
Auf dem Amt war Walter Rotzolk für Borsigwalde zuständig. Er fragte mich,
ob wir eine kriegsbeschädigte Wohnung ausbauen könnten.
Ich erkundigte mich bei der Gehag, die auf das Haus Klinnerweg (damals Beckerweg) Nr. 10 hinwies und mitteilte,
daß wir aber 1.600,- Reichsmark für den Ausbau der Wohnung aufbringen müßten.
Durch den Verkauf unseres Grundstücks in Oranienburg hatten wir 3.000,- RM. Von unserer dortigen Bretterlaube standen uns ein kleines Fenster,
eine Brettertür und die Bretter zur verfügung. Wir erhielten die Einweisungsverfügung des Wohnungsamtes.

Außerdem besorgte ich mir von der in die Veitstraße verzogenen früheren Wohnungsmieterin die Bescheinigung,
daß sie auf die Wohnung keinen Wert mehr legte.
Kurz bevor der Ausbau begann, kamen nachts Leute in die Ruine und bauten in unserer noch frei zugänglichen künftigen Wohnung die beiden Kachelöfen ab,
ferner rissen sie sämtliche Elektrokabel heraus.
Das bedeutet für uns eine große Erschwerung, weil Ersatzmaterial kaum zu bekommen war. Dennoch fing der Ausbau an.
Die Gehab beschäftigte Handwerker, nachdem wir die 1.600,- RM gezahlt hatten.
Mein Mann nahm die Dielenbretter des Hausbodens ab und nagelte sie auf die Dachsparren,
damit es nicht mehr durchregnete. Er hatte damit 14 Tage jeweils nach Arbeitsschluß zu tun. 
Mit einem Leiterwagen holten wir die Teile unserer Laube von Oranienburg nach Borsigwalde,
ebenso zwei alte Türen, die wir aus einer geräumten Oranienburger Fabrik erhalten hatten.
Diese Türen und die Brettertür der Laube wurden als Zimmertüren in die Wohnung eingebaut.
Als Wohnungseingangstür dürften wir die eiserne Bodentür verwenden. Die Fensteröffnungen wurden zugenagelt,
und unsere zwei kleinen Scheiben aus der Laube wurden eingesetzt,
den Balkonfensterrahmen durften wir aus der zerstörten Nachbarwohnung holen; er war seitenverkehrt,
wurde aber trotzdem eingebaut. Eine Zwischenwand zwischen den Zimmern wurde aufgemauert,
die Risse der Außenmauern zugeputzt.
Zum Einzug bekamen wir einen Kachelofen in das eine Zimmer und einen gebrauchten Bewag-Elektroherd mit Kohle-Beistellherd in die Küche.
Am 8. November 1946 unterzeichneten wir bei der Gehag den Mietvertrag.
Wir waren froh, eine eigene Wohnung zu haben, obwohlsie Mängel aufwies.
Die als Eingangstür dienende Eisentür konnten wir von innen nicht abschließen,
so daß jedermann nur die äußere Klinke zu drücken brauchte, um in die Wohnung zu gelangen.
Wir schliefen also bei unabgesclossenen Eingangstür.
Die Wand der Küche zur zerstörten Nachbarwohnung war eine dünne Innenwand ,
diente jetzt aber als Außenwand. Sie isolierte so schlecht,
daß wir in dem kalten Winter 1946/47 eine Eisschicht von 5 cm Stärke auf der Küchenwand hatten.

Als wir mit dem Ausbau fertig waren, wurden auch die unter uns liegende Wohnung des 1. Obergeschosses und die Parterrewohnung bezogen,
da die Seite des Hausen jetzt wieder ein Dach hatte.
Erst im Jahre 1954 wurde der Wiederaufbau der zerstörten Nachbarhäuser und des Blocks an der Holzhauser Straße beendet.
In den 1950er Jahren ging das Eigentum an den Häusern von der Gehag auf die Neue Heimat über,
die die Wohnblöcke 1974/75 mit erheblichem Aufwand renovieren ließ: Es wurden neue Fassaden, Dächer,
Bäder hergestellt und Glasdächer über den Balkons angebracht.

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                                                                Ernststraße 54 um 1908

                                                   

                                          

Das Haus Ernststraße 54 wurde 1905 durch den Schankwirt Hermann Woitschach erbaut, der an der Ecke seine "Großdestillation" betrieb, die dann um 1920 von seinem Sohn Willy Woitschach übernommen wurde. Nachfolger waren in den 30er und 40er Jahren die Gastwirtschaft von Wendt, in den 50er Jahren das "Pilsner Eck" von Wanda Wiemann, danach bis Mitte der 90er Jahre die "Pilsener-Gaststätte zum Suppengrün. Heute befindet sich eine Pizzeria in den Räumlichkeiten. Ganz links im Erdgeschoß war in den 20er und 30er Jahren ein Laden der "Konsumgenossenschaft Berlin und Umgebung e.G.m.b.H", der vor 1920 in der Schubartstraße 44 war. Hier gab es alle Lebensmitten außer Fleisch. Nur Mitglieder der Konsumgenossenschaft, meist Sozialdemokraten, dürften in dem Laden einkaufen. Am Jahresende wurde der vom "Konsum" erwirtschaftete Gewinn an die Kunden ausgezahlt. Um 1935, als die Nationalsozialisten durch ein Gesetz vom 21. Mai 1935 die Konsumgenossenschaften zur Auflösung zwangen, wurde das Geschäft von dem bisherigen Geschäftsführer Willy Weisbrodt als Inhaber übernommen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Geschäft von dessen Tochter Wally Höppner fortgeführt. 1952 wurde das Geschäft an die Gebrüder manns verkauft, die hier ihren Lebensmittelhandel bis zum Umzug in den gegenüberliegenden Neubau (Ernststraße 53) betrieben. Heute befindet sich in dem Geschäft ein Frisör.                                                                                                                            Quelle: Borsigwalde- einst und jetzt - Wohnen und Industrie - von Klaus Schlickeiser                                                               

                                                                Ernststraße 54 um 1965

      

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